Das II. Vatikanum gestattete die Einführung der Volkssprache(Muttersprache) in den Gottesdienst der Kirche, dennoch wurde der Gebrauch der reichen lateinischen Sprache und Überlieferung bewahrt. Heute feiert man normalerweise die Messe in der jeweiligen Muttersprache des betreffenden Ortes.
Vor dem II. Vatikanum wurde die Messe in der römisch-katholischen Kirche stets auf Latein zelebriert. Seit dem Konzil von Trient 400 Jahre zuvor (1545-63) war die allgemeine Kirchensprache des Westens das Latein. Die Messe überall auf der ganzen Welt in einer einzigen Sprache zu feiern, hatte den Vorteil, dass es für die Gläubigen einfach war, überallhin zu verreisen und sich wirklich katholisch (abgeleitet vom lateinischen catholicusund dem griechischen katholikos, was auf Deutsch allgemein, universal bedeutet) zu fühlen. Doch man lernte nicht mehr überall in den Schulen Latein, wie es noch in früheren Zeiten der Fall war, sodass viele Leute überhaupt kein Latein mehr konnten. Dies war der Grund dafür, weshalb die Kirche die Muttersprache zuließ — um eine volle, bewusste und aktive Teilnahme der Gläubigen an allen Gebeten, Kirchenliedern und Antworten in der Messe überall auf der Welt zu fördern.
Noch immer ist Latein die offizielle Sprache der katholischen Kirche, sodass alle Schriften aus dem Vatikan, die in der Weltkirche Verwendung finden, auf Latein verfasst werden. So werden beispielsweise päpstliche Enzykliken, ökumenische Konzilsdekrete, Kirchengesetze und so weiter zunächst auf Latein geschrieben. Dadurch wird die lateinische Ausgabe zur Grundausgabe, auf der alle weiteren volkssprachlichen Übersetzungen beruhen müssen. Dies gilt für sämtliche offiziellen Dokumente, die die kirchliche Lehre, den Gottesdienst sowie das Kirchengesetz betreffen.
Die Kirche hatte niemals vor, das Latein völlig fallen zu lassen. Noch immer fordert sie den Gebrauch der lateinischen Sprache, um damit das katholische Erbe zu bewahren, so wie auch heute noch das Hebräische, das Griechische, das Altslawische sowie das Arabische in vielen Religionen verwendet wird.
Papst Benedikt XVI. hat die neue Messe Pauls VI. (die zuvor als Novus Ordo bezeichnet wurde) zur Ordentlichen Form des Römischen Ritus umbenannt. Dieser kann entweder vollständig auf Latein oder in der Landessprache zelebriert werden, oder hauptsächlich in der Landessprache mit den üblichen Teilen auf Latein.
(John Trigilio – Kenneth Brighenti, Katholizismus für Dummies, 186-187)